Universelle Werte

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Untergang oder Freiheit – Wir haben keine Wahl!„(Seite 369ff)

Unsere neue Selbstregierung soll moralisch einwandfrei funktionieren. Deshalb formulieren wir als Erstes Maßstäbe, die wir zur Bewertung unseres zukünftigen Systems heranziehen wollen. Maßstäbe, an denen sich Strukturen, Gesetze, Verantwortungen, Handlungen, einfach alles messen lassen muss. Diese Maßstäbe wollen wir „universelle Werte“ nennen.

Das Zusammenleben von Menschen muss ab einer bestimmten Anzahl auf engerem Raum auf gewissen Regeln basieren. Diese Regeln sollten nicht willkürlich sein. Die Maßstäbe, die man an ein Regelsystem stellt, sollten definiert sein. Die Machthaber des Abendlandes bezogen sich dabei stets und wolkig auf die „christlichen Werte“. Diese Werte sind absichtlich völlig unkonkret. Sie wurden nicht geschaffen, um als Grundlage für den Aufbau von gesellschaftlichen Regelsystemen zu dienen. So agierten Regierungen bisher ohne jegliche Maßstäbe. Und das haben sie reichlich ausgenutzt.

Denn ohne Maßstäbe, und zwar einheitliche und immer geltende Maßstäbe, lässt sich niemals eine vergleichbare Bewertung von gesellschaftlichen Strukturen oder Maßnahmen vornehmen. Wenn man Werte von Fall zu Fall anders anlegt, lässt sich einfach alles positiv darstellen. So, wie man es im Moment gerade braucht. Diesen Fehler wollen wir bei der Selbstregierung vermeiden und an unsere Arbeit von Anfang an einen höheren Maßstab anlegen, als unsere demokratischen Regierungen es derzeit (bewusst oder unbewusst) tun.

Die folgenden Werte sind ein Vorschlag und keine Festlegung. Wir können eine Selbstregierung nicht ohne vergleichbare Werte beschreiben oder begründen. Werte müssen ausführlich mit ihrem Sinn und Zweck sowie stets in Bezug auf die anderen Werte beschrieben werden. Nur so werden die Werte einheitlich anwendbar.

Zunächst sollen hier folgende Werte als Grundlage formuliert werden:

  1. Freiheit
  2. Beständigkeit
  3. Entwicklung
  4. Wahrhaftigkeit
  5. Transparenz
  6. Solidarität
  7. Gleichheit
  8. Verantwortlichkeit
  9. Sparsamkeit
  10. Einfachheit
  11. (wie soll man diese Werte anwenden)

Diese Werte sind mir besonders wichtig und scheinen mir geeignet, das menschliche Zusammenleben zu organisieren. An dieser Stelle muss betont werden, dass diese Werte keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder vollendete Weisheit haben. Wir werden sie hier als Arbeitsgrundlage für dieses Buch verwenden. Diese Liste muss später im Grundgesetz der Selbstregierung als Vorgabe für alle Strukturen festgelegt werden. Wie das passieren sollte, betrachten wir später noch einmal genauer.

Ein Vergleich der heutigen Regierungsform mit der Selbstregierung kann nach der Festlegung der „universellen Werte“ starten. Diese „universellen Werte“ können später über die Zeit hinweg angepasst, verfeinert und ergänzt werden. Abgeschafft werden dürfen sie nicht. Die hier dargestellten Werte sind also als erster Ausgangspunkt zu sehen. Ich messe die Strukturen und Verhaltensanweisungen unserer zukünftigen Regierungsform an diesen Werten. Und wenn wir Verbesserungen an diesen Strukturen betrachten, dann messen wir auch diese an den anderen universellen Werten. Sogar einzelne Wertmaßstäbe selbst messen wir dabei an den anderen Werten, die wir bereits formuliert haben.

Das immerwährende Messen an diesen Werten ist bei allen Gesellschaftsstrukturen, Handlungen und Entscheidungen unabdingbar.

Wir werden die Werte ausführlich begründen und auch ihr Zusammenspiel erläutern. Nur in ihrem Zusammenspiel wirken sich die Werte positiv aus. Einzelne Werte kann man stets benutzen, um Sachverhalte verzerrt oder falsch darzustellen. Deshalb müssen stets alle Werte als gemeinsamer Maßstab angewendet werden. Natürlich gibt es teilweise Widersprüche, weil z.B. zwei Werte nicht gleichzeitig zu einhundert Prozent realisiert werden können. Genau solche Wertekonflikte zu erkennen, ist ein wichtiger Prozess. Wurde der Konflikt erkannt, kann man eine bewusste Abwägung der Werte gegeneinander vornehmen und diese Abwägung genau begründen. So entsteht Transparenz und Glaubwürdigkeit.

Warum sind Werte als Maßstäbe so wichtig? Es kostet doch Zeit, sich mit Werten zu beschäftigen. Ist diese Zeit sinnvoll investiert? Aus meiner Sicht ist es ein Grundfehler des heutigen Systems, ohne derartige Werte zu arbeiten. Die Maßstäbe werden nach Belieben ausgewechselt. So, wie es für die Durchsetzung der jeweils aktuellen Absichten am günstigsten ist. Damit bleibt erstens jede Glaubwürdigkeit auf der Strecke und zweitens erhält man kein in sich konsistentes und damit hochwertiges System. Stattdessen bekommt man ein schlechtes Flickwerk, ausgerichtet an egoistischen Interessen. Oft sind dies bisher die Interessen einflussreicher Gruppen, die sich durch Intransparenz Vorteile gegenüber der Allgemeinheit verschaffen.

Im Folgenden soll jeder dieser universellen Werte einzeln erläutert und jeweils zum Abschluss im Bezug zu den übrigen Werten betrachtet werden.

Freiheit

Freiheit wird üblicherweise allgemein definiert als die Abwesenheit von Zwang. Gesellschaftlich betrachtet wird diese Freiheit auf die Grund- und Menschenrechte heruntergebrochen, die den Menschen ausgewählte Freiheitsrechte zubilligen.

Hier werden einige dieser zugebilligten Freiheiten, wie sie das Grundgesetz nennt, aufgezählt: „Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Freiheit der Person, Recht auf Leben, Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht auf informationelle Selbstbestimmung (Datenschutz), Glaubens- und Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit, Informationsfreiheit, Pressefreiheit, sowie die Freiheit der Kunst und der Wissenschaft, Versammlungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, Brief- und Postgeheimnis, Freizügigkeit im Bundesgebiet, Freiheit der Berufswahl, Asylrecht, Petitionsrecht, Wahlrecht, Widerstandsrecht.“

Abgeleitet aus der Freiheit und ebenfalls zu den Grundrechten gehörend kommen einige Schutzmechanismen hinzu. Zu nennen sind hier: „Recht auf Leben, Recht auf körperliche Unversehrtheit, Gleichheitsgrundsatz, Gleichberechtigung, Schutz von Ehe und Familie, Freizügigkeit im Bundesgebiet, Verbot der Zwangsarbeit, Unverletzlichkeit der Wohnung, Eigentumsrechte, Verbot von Ausbürgerung und Auslieferung“. Viele dieser Rechte wurden durch umfangreiche Gesetze stark eingeschränkt.

Die Freiheit ist der spannendste Wert an sich. Unsere Definition der Freiheit soll hier noch einmal wiederholt werden:

Menschen sind frei, wenn sie einen Konsens erleben, nach dem jeder die unbeschränkbare Selbstbestimmung aller anderen Menschen anerkennt. Wird der Konsens erweitert, indem wechselseitig (in freiwilliger Ausübung der Selbstbestimmung) auf einen kleinen Teil der individuellen Freiheit verzichtet wird, gewinnen sowohl der Einzelne als auch die Gemeinschaft an Sicherheit. Beide sparen auf diese Weise Ressourcen und können ihre (Handlungs‑)Freiheit erweitern.

Von Natur aus gibt es KEINE Einschränkung der menschlichen Freiheit, und es gibt bislang nirgendwo auf der Welt eine Verfassung, in der Rechte in freier Selbst­bestimmung rechtswirksam an Regierungen oder Parlamente abgegeben wurden. Genauso wie das auch vorher bei den Kaisern nicht der Fall war. Denn dazu wäre eine freiwillige, explizite Anerkennung solcher Institutionen durch die betroffenen Menschen erforderlich, die auch jederzeit widerrufbar sein müsste.

Weil das hier vorgestellte Konzept der Freiheit bisher wenig bekannt ist, betrachten wir an einem Beispiel, wie man sich einerseits beschränkt, aber andererseits gerade dadurch die Freiheit erhält.

Nehmen wir dafür einen Teil des Covid-19-Paragraphen als Beispiel, den wir noch aus Teil drei (Seite 301) in Erinnerung haben. Konsens-Regeln werden stets als Ich-Botschaften formuliert, weil es um die Einschränkung der eigenen Selbstbestimmung geht, die ich immer nur für mich selbst durchführen kann. Die Regel für das Masken-Tragen würde also wie folgt lauten:

Wenn es Menschen in meiner Nähe wünschen, werde ich eine Maske tragen, um das Risiko einer Ansteckung mit gefährlichen Krankheiten zu vermeiden.

Wenn sich alle Menschen im April oder Mai 2020 auf diese erste Regelung verständigt hätten, wäre dafür weder eine Verordnung noch ein Gesetz nötig gewesen. So, wie es die Schweden gemacht haben. Auch unsere Freiheit wäre mit dieser Regelung angestiegen. Wenn die Menschen merken, dass es viel mehr Tote gibt als normal, werden sie sich entsprechend schützen.

Denn es ist ein Unterschied, ob ich mich freiwillig selbst beschränke oder ob mir eine Regierung eine Beschränkung auferlegt. Die Regierung kann und wird keine oder nur sehr wenige Ausnahmeregelungen zulassen. Meine Freunde und ich können, wenn wir im Freien zusammenstehen, sehr wohl alle gemeinsam auf unsere Selbstbeschränkung verzichten. Es bleibt in unserer Hand, wir behalten unsere Freiheit. Wenn jetzt ein Polizist kommt und das Masken-Tragen kontrollieren möchte, wird er freundlich fragen, ob ein Gruppenteilnehmer das Tragen von Masken wünscht. Falls alle Zusammenstehenden das Verneinen, ist es völlig in Ordnung, wenn die Menschen keine Maske aufsetzen. Wir bleiben Freie und müssen niemandem gehorchen. Und Polizisten müssen auch Freien nicht mehr den Willen einer Regierung aufzwingen, nur weil ein paar Rotations-Mafiosi es so wünschen.

Wenn die ohnehin schwer kranke Oma lieber ihre Enkel sehen und umarmen möchte, als völlig vereinsamt im Altersheim zu sterben, kann die Familie sich für einen Besuch entscheiden. Die Freiheit bleibt immer erhalten.

Natürlich wären Demonstrationen gegen solch eine Maskenregelung völlig unsinnig, aber Versammlungen von Gleichgesinnten wären ohne Masken so natürlich möglich, wenn sich denn alle einig sind. Niemand steht über den Freien. Sie sind ihr eigener Souverän, immer. Man muss immer betrachten, dass, wenn ich mich nicht an die von mir zugesicherte Selbsteinschränkung halte, die anderen es auch nicht müssen. Aber wenn es genau dies ist, was wir gemeinsam wollen, dann haben wir bei Konsens-Regelungen, anders als bei Vorschriften, einen neuen, aktuelleren, höhergewichteten, spontanen Konsens gefunden, der den alten, normalen Konsens durchaus aufheben kann.

Welch mächtiges neues Werkzeug und welch umfangreiche Freiheit wir damit gewinnen, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Weitere Details werden im Kapitel „Konsensvereinbarungen statt Verträgen oder Gesetzen“ (Seite 410) nachzulesen sein.

Freiheit wird mit dieser Definition mess- und erweiterbar. Wenn das keine gute Voraussetzung für die Stärkung der anderen Werte ist …

Diese Freiheit hilft dabei, alle anderen Werte zu unterstützen. Die Beständigkeit wird durch eine hohe und kostengünstige Sicherheit gesteigert, und je mehr Sicherheit wir haben, desto größer wird unsere Handlungsfreiheit, weil wir weniger Angst haben müssen und dadurch weniger Ressourcen für unseren Schutz verbrauchen und so mehr Handlungsmöglichkeiten bekommen.

Die ständige Suche nach neuen Formen von Konsens wird die Zusammenarbeit und die Entwicklung von Menschen enorm fördern. Insbesondere, weil dafür wenig juristische Qualifikation erforderlich ist. Fast jeder Mensch kann Konsens-Angebote machen und die Angebote von anderen leicht verstehen und erwidern. Ganz anders, als das bei heutigen juristischen Vorschriften der Fall sein kann. Wenn man Dritten etwas aufzwingt, was diese widerwillig befolgen müssen, wird man es sehr genau beschreiben müssen. Wenn man für sich persönliche Entscheidungen trifft, die die eigene Lage verbessern, ist man mit einer konstruktiven Haltung und persönlicher fachlicher Kompetenz dabei.

Der erste Schritt sollte sein, dass wir alle gemeinsam nach den universellen Werten leben wollen. Bereits das würde einen enormen Fortschritt bedeutet. Die Freiheit ist dabei Voraussetzung für alles. Eine Freiheit, die die Menschheit nur ohne eine fortgesetzte Teilung in eine herrschende Obrigkeit und gehorchende Untertanen bekommen kann.

Wir bekommen mit dieser Definition der Freiheit eine mess- und erweiterbare Form von Freiheit, eine Freiheit der ersten Stufe. Wenn wir uns im nächsten Schritt auf universelle Werte verständigen, werden ab sofort viel mehr Dinge messbar, die bisher der Willkür unserer Obrigkeit überlassen waren. Mit der Verabschiedung von konkreten Werten bekommen wir Maßstäbe für unser Handeln. Diese Werte bilden die zweite Stufe der Freiheit. Sie sind dann die Grundlage für jeden weiteren Konsens, den wir in weitere Stufen untergliedern können.

  • Ich werde mein Denken, Reden und Handeln an unseren universellen Werten ausrichten.

Mit dieser Selbstverpflichtung haben wir einen weiteren großen Schritt in Richtung eines besseren Zusammenlebens getan. Natürlich wird uns das nicht sofort gelingen, aber das ist auch gar nicht nötig. Denn es ging ja bisher auch komplett ohne gemeinsame Werte. Und so können wir gemeinsam lernen und gemeinsam üben, um unsere Freiheit von Tag zu Tag besser zu nutzen.

Prinzipiell bekommt jedes Gebiet das Recht, seinen eigenen Grundkonsens vorzuschreiben. So, wie wir es auch heute seitens der Regierung kennen. Die Menschen einigen sich gemeinsam auf diesen Konsens und legen ihn für ihren Lebensbereich so fest. Wie das im Detail funktioniert, ohne willkürlich zu werden, sehen wir in dem bereits angesprochenen Kapitel „Konsensvereinbarungen statt Verträgen oder Gesetzen“ (Seite 410).

Unsere von Geburt an vorhandene völlige individuelle Freiheit ist die Basis für alles. Nur jeder selbst kann sie einschränken.

Beständigkeit

Die Beständigkeit des Lebens jedes einzelnen Menschen ist das höchste Gut. Sie ist Folge der Sicherheit, die wir aus dem Grundgesetz der Zivilisation kennen, und ein absolut unverzichtbarer Bestandteil der gesellschaftlichen Entwicklung. Beständigkeit geht über die elementare Sicherheit hinaus und schließt weitere Aspekte mit ein. Es geht dabei um alle Veränderungen, die von außen auf Menschen einwirken, ohne dass die betroffenen Menschen sie selbst herbeigeführt oder beeinflusst hätten und sind auch nicht in ihrer Biologie begründet.

Ohne ein gegen äußere Bedrohungen abgesichertes Leben ist jede Betrachtung von Verhaltensnormen oder -werten völlig irrelevant. Das betrifft sowohl die Sicherheit des einzelnen Menschen als auch die Sicherung einer lebenswerten Umwelt, in der diese Menschen hoffentlich gerade zusammenleben.

Der stärkste Eingriff in die Beständigkeit eines Menschlebens ist Mord, gefolgt von Körperverletzungen jeglicher Art. Das setzt sich dann über Diebstahl und Betrug bis hinunter zu Diskriminierung, Mobbing und Bruch getroffener Vereinbarungen fort. Jeder Mensch hat den berechtigten Wunsch, sich vor solchen Eingriffen zu schützen bzw. geschützt zu werden. Deshalb haben fast alle menschlichen Gemeinschaften Regeln aufgestellt, die solche Taten verurteilen und Täter für gewollte oder ungewollte Verletzungen dieser Regeln zur Rechenschaft ziehen. Ob und wie eine Gemeinschaft proaktiv für den Schutz der Menschen sorgt oder ob sie Täter nur nachträglich zur Verantwortung zieht, ist unterschiedlich. Das hängt von Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit und Transparenz ab.

Wenn es Regelungen zur Sanktionierung von Tätern gibt, kann man von einem Gesellschaftssystem sprechen. Denn damit setzt der Schutz des Zivilisationspakts ein. Gute Gesellschaftssysteme haben Täter bestraft und so versucht, Opfer über die Strafandrohung und den Strafvollzug zu schützen. Sehr gute Gesellschaftssysteme gehen darüber hinaus.

Wenn es ein solches Gesellschaftssystem gibt, ist die Beständigkeit dieses Gesellschaftssystems selbst letztlich wohl der grundsätzlich wichtigste Wert für jegliches menschliches Zusammenleben. Die Beständigkeit des Gesellschaftssystems ist deshalb der einzige Wert, der noch über dem Wert der Beständigkeit für einzelne Menschen liegt.

Nichts ist schlimmer für die Menschen als der totale Zusammenbruch ihres gesamten Ordnungsrahmens. Was ein totaler Zusammenbruch ist, sieht man, wenn man Bilder von zerstörten Ortschaften zum Beispiel nach einer Naturkatastrophe anschaut. Die totale Zerstörung eines Gesellschaftssystems hat für die Betroffenen vergleichbare Auswirkungen. Berufliche Karrieren sind zu Ende, ganze Berufsbilder und Ausbildungen völlig wertlos. Für die betroffenen Menschen ist auch das eine persönliche Katastrophe. Anders als bei Naturkatastrophen sind Hilfen hier schwierig und die Vereinzelung der Probleme macht es für die Betroffenen besonders schwer. Erleben konnte man solche Schicksale nach dem Zusammenbruch der DDR. Viele Menschen, gerade die jüngeren, konnten den Wandel gut bewältigen. Ein hoher Prozentsatz der älteren Menschen kam mit den Veränderungen aber nur schlecht zurecht und war auf dauerhafte Unterstützung angewiesen. Um derartig großflächige Tragödien zu vermeiden, sollte ein Gesellschaftssystem möglichst beständig sein.

Das gilt natürlich nur für gute Gesellschaftssysteme. Schlechte Systeme werden ohnehin nach einiger Zeit zerfallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die aus Unwahrheiten und Intransparenz entstehenden Kosten die im System erzielbaren Erträge überschreiten. Dann ist über kurz oder lang der Zerfall der Ordnung nicht mehr aufzuhalten. Genau daran scheitert jede Obrigkeit früher oder später. Das war immer so, und es war gut so. Wenn wir so ein Scheitern zukünftig räumlich enger begrenzen, wird das Gesamtsystem dadurch stabiler werden.

Wenn ein System alle Merkmale eines für die Menschen hilfreichen und guten Systems hat, dann sollte dieses System auch von Dauer sein. Bei einem auf Dauer angelegten System müssen auch alle seine Teilsysteme auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet werden. Das betrifft primär die oben angesprochene Beständigkeit für den einzelnen Menschen.

Je höher die Ansprüche an ein Gesellschaftssystem werden, für umso mehr Teilsysteme gilt dies, primär für Sicherheit, Geld und Gerichte sowie für die Vollstreckung der Einhaltung geschlossener Verträge. Danach für die Krankheits- und Altersversorgung, und später für die Verteidigung, die Energieversorgung und den Umweltschutz.

Die Beständigkeit ist deshalb der optimale Ausgangspunkt für eine Betrachtung der Werte oder Maßstäbe. Im Folgenden notieren wir beispielhaft einige denkbare Konsensregeln:

  • Ich werde all mein Denken und meine Handlungen primär daran ausrichten, dass der Bestand unserer Gemeinschaft dauerhaft gesichert bleibt, damit unsere Kinder und Enkelkinder genauso leben können wie wir.
  • Ich werde andere Personen nicht töten. Sollte ich es doch tun, erkläre ich mich bereit, den Schaden so gut als möglich auszugleichen und als Buße eine lebenslange Freiheitsstrafe auf mich zu nehmen.
  • Ich werde andere Personen nicht verletzen. Sollte ich es doch tun, erkläre ich mich bereit, den Schaden so gut als möglich auszugleichen und als Buße eine Freiheitsstrafe von bis zu X Jahren auf mich zu nehmen.
  • Ich werde das Eigentum anderer Menschen achten. Sollte ich es doch nicht tun, erkläre ich mich bereit, den Schaden so gut als möglich auszugleichen und als Buße eine Geldstrafe von bis zu X oder eine Freiheitsstrafe von bis zu Y Jahren auf mich zu nehmen.
  • Ich werde meinen Beitrag zur Finanzierung gemeinschaftlicher Aufgaben leisten. Sollte ich es doch nicht tun, erkläre ich mich bereit, den Schaden auszugleichen und als Buße eine Geldstrafe von X Prozent zu zahlen bzw., sofern ich böswillig Beiträge hinterzogen habe, eine Freiheitsstrafe von bis zu Y Jahren auf mich zu nehmen.
  • Ich werde andere Menschen nicht aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität wegen diskriminieren. Sollte ich es doch tun, werde ich den entstandenen Schaden so gut als möglich ausgleichen.
  • Ich werde mit anderen Personen getroffene Vereinbarungen einhalten. Sollte ich es nicht tun, werde ich den entstandenen Schaden so gut als möglich ausgleichen.

Kurzfristig sind sicher manchmal Abweichungen vom Pfad der Beständigkeit denkbar und sinnvoll. Zum Beispiel jetzt, wenn wir die Demokratie durch eine Selbstregierung ablösen. In diesem Fall wird die Entwicklung ausnahmsweise über die Beständigkeit erhoben. Das machen wir mit dem Ziel, die Freiheit zu verbessern und die übrigen Werte überhaupt erst einzuführen. Aber es sollte stets das Ziel der Menschen sein, die Beständigkeit ihres Ordnungsrahmens als wichtigen Wert und als Ziel zu berücksichtigen.

Dabei gilt das Recht auf Beständigkeit für alle Menschen. Mord, aber auch und besonders Krieg, bei dem das Recht auf Beständigkeit eines Teils der Menschen von anderen Menschen zerstört wird, ist nicht zulässig. Die Verteidigung der eigenen Beständigkeit ist notwendig, solange nicht alle Menschen das Recht auf Beständigkeit für alle Menschen akzeptieren.

Beständigkeit betrifft auch unsere Umwelt, ohne die wir nicht existieren können. Die Beständigkeit unserer Umwelt ist für die Beständigkeit der Menschheit erforderlich. Und zwar überall auf der Welt.

Entwicklung

Unter der Entwicklung eines Systems soll die aktive Veränderung des Systems mit dem Ziel der Verbesserung verstanden werden. Jedes bestehende System verkörpert eine Ansammlung von Menschen mit Wissen und Erfahrungen. Diese Erfahrungen werden im Rahmen der zeitlichen Entwicklung um neue Aspekte angereichert und somit verändert. Wenn die Veränderungen positiv bewertet werden, soll dies als Entwicklung bezeichnet werden. Bei negativen Veränderungen wird von einer Rückentwicklung gesprochen.

Die Entwicklung ist damit das eigentlich zentrale Ziel des Gesellschaftssystems, der Maßstab, das Ziel oder der Sinn schlechthin. Die weiteren Maßstäbe sind erforderlich, um

  1. der Entwicklung eine Richtung zu geben,
  2. sie für die Menschen positiv zu gestalten und
  3. die Entwicklung zu verstetigen.

Wenn das menschliche Leben auf der Erde irgendeinen übergreifenden Sinn haben soll, kann dieser eigentlich nur in der beständigen (Weiter-)Entwicklung des Gesellschaftssystems liegen. Deshalb beginnt jede Weiterentwicklung eines Gesellschaftssystems bei der Weiterentwicklung der Menschen selbst. Es geht darum, die Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Menschen optimal auszubauen. Im Zusammenspiel und der wechselseitigen Ergänzung wird damit auch die Leistungsfähigkeit der gesamten Gesellschaft ausgebaut. Ein Gesellschaftssystem, das für diese Entwicklung ein optimales Umfeld bereitstellt, wird langfristig erfolgreich sein und den Menschen ein angenehmes, lebenswertes Umfeld bieten.

Dabei hat die Erfahrung gezeigt, dass im Zusammenspiel und aus der wechselseitigen Ergänzung vieler Menschen die Erträge aus den Fähigkeiten und Fertigkeiten noch deutlich höher liegen können, als es die einfache Addition selbiger erwarten lässt.

Für die Weiterentwicklung des Menschen selbst ist die Beständigkeit des Gesellschaftssystems sehr förderlich. Je stabiler das Gesamtsystem ist, desto mehr kann man sich auf die notwendigsten Weiterentwicklungen im Rahmen des Bestehenden konzentrieren. Wenn sich das gesamte Gesellschaftssystem ständig stark oder sogar umbruchartig oder vollständig verändert, werden die gesammelten Erfahrungen entwertet. Vorhandene Erfahrungen machen es aber wesentlich leichter, ein System positiv zu verändern, also zu optimieren. Die Veränderungen können kleiner ausfallen und werden an den richtigen Stellen vorgenommen. Wenn Erfahrungen verlorengehen, ist das eine Rückentwicklung. In der Folge werden mehr oder größere Fehler gemacht, die sich insgesamt oder im Einzelfall negativ auswirken.

Die Entwicklung von Systemen, das heißt jeder Aufbau von Erfahrung, kostet Zeit und damit eine sehr wertvolle Ressource. Je schneller Entwicklungen stattfinden, desto besser ist es. Denn umso mehr Menschen können umso länger von diesen Entwicklungen profitieren.

Natürlich ist die Entwicklung des Menschen nicht auf die Entwicklung im Gesellschaftssystem beschränkt. Es geht um die körperliche, geistige und seelische Entwicklung jedes einzelnen Menschen. Dieser Entwicklung soll das gesamte Gesellschaftssystem in erster Linie dienen und daran ist es auszurichten. Alle Ziele, Strategien und Maßnahmen sind an der Entwicklung der Menschen zu messen und auszurichten.

In der Summe ergibt sich dann daraus auch die Entwicklung des Gesellschaftssystems selbst. Auch die „universellen Werte“ als Grundlage der Selbstregierung können weiterentwickelt werden.

Bezogen auf den bisher definierten Wert der Freiheit können wir sofort erkennen, dass unsere Freiheit umso größer wird, je mehr Konsensregeln wir entwickeln und umsetzen. Und desto einfacher und erfolgreicher wird dann unser Zusammenleben sein. Hier haben wir große Aufgaben, die vor uns liegen.

Bezogen auf den Wert der Beständigkeit lässt sich sagen, dass jede Entwicklung (die per definitionem eine positive ist) die Beständigkeit fördern wird. Denn nur wenn sich Menschen oder Gemeinschaften weiterentwickeln, werden sie neuen Herausforderungen gewachsen sein. Wir werden erkennen, dass die Nichtbeachtung dieser Werte dazu führt, dass die Entwicklung der Gemeinschaft gehemmt wird; und solche Gesellschaften werden, wie in Teil zwei des Buches dargestellt, kollabieren.

Wahrhaftigkeit

Die Wahrhaftigkeit wird hier im Sinne von Kant als nahezu ausnahmslose Pflicht zur unbedingten Wahrheit verstanden. Ein System, das die Wahrheit nicht achtet, sondern auf Lügen aufsetzt, kann weder mittelfristig bestehen noch die Entwicklung der Menschen fördern. Ein System oder eine Entwicklung, die auf Lügen oder Irrtümern aufbaut, ist keine stabile Grundlage. Nur ein System, das jederzeit der Wahrheit verpflichtet ist, wird den Menschen optimal dienen. Natürlich muss die Frage gestellt werden, ob es aus der Sicht mehrerer Menschen immer nur eine Wahrheit geben kann. Ist es nicht vielmehr so, dass die wahrgenommene Wahrheit stets vom Kenntnisstand und der Prägung und damit vom Entwicklungsstand der Menschen abhängig ist?

Deshalb ist es sicher eine Aufgabe der Entwicklung, für gemeinsame Wahrheiten zu sorgen. Wenn es gelingt, die Fähigkeiten und Kenntnisse auf ein gemeinsames, hohes Niveau zu steigern, wird eine gemeinsame Wahrheit leichter zu finden sein. Wenn man es zu einer gemeinsamen Wahrheit geschafft hat, kann es von dort mit der Entwicklung sehr viel schneller zu weiteren bahnbrechenden Erkenntnissen kommen. Natürlich nur dann, wenn man sich auch dabei stets von der Wahrheit leiten lässt.

In der Praxis ist die Wahrheit häufig sehr schwer zu ertragen. Sie anzuerkennen müsste eigentlich eine sofortige Handlung nach sich ziehen, um gewisse Missstände abzustellen. Weil diese Handlungen Kraft und Ressourcen erfordern, die häufig nicht vorhanden sind, lebt man oft aber lieber mit der Lüge. Mit der Akzeptanz der Lüge wird ein kurzfristiges Glück gegen ein mittel- oder langfristiges Risiko eingetauscht. Es muss ein Ziel der Entwicklung der Menschen sein, ihnen diesen Aspekt zu erklären, seine Bedeutung zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Es ist also eine Frage der Entwicklung der Menschheit, ob sie die Wahrhaftigkeit als wichtigen Wert erkennen.

Bezogen auf persönliche Einzelschicksale, also zum Beispiel in der Familie, ist es sinnvoll, die Pflicht zur Wahrhaftigkeit etwas einzuschränken. Bezogen auf sich selbst und die eigene Familie hat sich ein Recht zur Aussageverweigerung bewährt. Die Pflicht zur Wahrhaftigkeit darf nur bezogen auf Einzelschicksale, zum Beispiel bei polizeilichen oder juristischen Ermittlungen gegen Familienmitglieder, ausgesetzt werden. Immer dann, wenn eine Aussage-Verweigerung aufgrund berechtigter Interessen von Einzelschicksalen zustande kommt, ist der Datenschutz zu bewerten. In diesen Fällen kann ein bewusster Verzicht auf die Wahrheit zu besseren Ergebnissen führen. Dieser kleine Teil betrifft natürlich nicht die Betrachtung von Familien insgesamt, also als Teilaspekt der Gesellschaft. Hier gilt selbstverständlich die Pflicht zur Wahrhaftigkeit. Die Möglichkeit zur Aussageverweigerung bei Einzelschicksalen generell, aber auch gerade innerhalb der Familie, speziell bei polizeilichen und juristischen Ermittlungen, trägt als kleine Ausnahme aber wesentlich zur Entwicklung sowie zur Beständigkeit des Systems bei. Denn das Recht auf Aussageverweigerung fördert zum Beispiel die Stabilität dieser kleinsten und sehr fragilen Einheiten des Systems. Die Sicherheit, dass man seitens der unmittelbaren Umgebung keinen Angriffen oder Belastungen ausgesetzt ist oder derartige Angriffe selber durchführen muss, schafft Vertrauen. Dieses Vertrauen und diese Vertrautheit ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklungsfähigkeit der Menschen.

Über diese eine Einschränkungen hinaus muss die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit jedoch ohne weitere Einschränkungen immer gelten. Und am Ende aller Werte-Erklärungen wird im Kapitel „Wie soll man messen?“ (Seite 391) noch dargelegt, dass man so oder so nie alles wortwörtlich nehmen darf.

Es ist unverkennbar, dass die Wahrhaftigkeit sowohl die Freiheit, die Beständigkeit als auch die Entwicklung von Menschen und Gesellschaftssystem fördern.

Transparenz

Der Begriff „Transparenz“ wird hier im Sinne der optischen Eigenschaft Durchsichtigkeit verwendet. Wenn man die Durchsichtigkeit auf das Gesellschaftssystem überträgt, dann wird dieser Gedanke leicht verständlich. Nur ein System, das man durchschauen, also verstehen kann, kann weiterentwickelt werden. Nur ein System, das verständlich ist, wird deshalb Bestand haben, und ohne Transparenz kann auch die Wahrheit nicht gedeihen. Nur wenn man sein Umfeld versteht, und es wirklich verständlich ist, sind Lügen oder Abweichungen von der Wahrheit auch als solche zu erkennen. Wenn das gesamte System unverständlich ist, kann eine bewusste oder unbewusste Falschaussage nicht mehr von einer richtigen Aussage, also von der Wahrheit, unterschieden werden.

Transparenz bedeutet auch, dass nichts, abgesehen von den noch folgenden Ausnahmen, bewusst vor den Augen der potenziellen Betrachter versteckt werden darf. Transparenz ist deshalb auch eine Forderung nach Offenheit und damit nach dem Zugang zu allen systemrelevanten Informationen. Voraussetzung für Transparenz ist eine möglichst lückenlose Dokumentation. Heutzutage ist es viel leichter als noch vor fünfzehn Jahren, solche Dokumentationen im Rahmen einer übergreifenden Zusammenarbeit zu erstellen und auch kontinuierlich fortzuschreiben. Hier leistet, wie in vielen anderen Bereichen auch, das Internet und insbesondere die Technik der Wikis einen erheblichen Beitrag. Wikis erlauben die interaktive Zusammenarbeit im Rahmen von Dokumentation, verbunden mit einer Nachvollziehbarkeit aller Änderungen.

Zwei gesellschaftliche Ebenen sind in ihren Ausprägungen bewusst von der Transparenz ausgenommen und im Unterschied zur Wahrhaftigkeit sogar explizit vor der vollständigen Transparenz geschützt. Dies sind der einzelne Mensch und die einzelne Familie. Diese haben in verschiedenen Bereichen sogar einen expliziten Anspruch auf Schutz vor Transparenz. Hier steht die Transparenz der Selbstbestimmung entgegen. Das Gesellschaftssystem beginnt aber eigentlich auch erst oberhalb der einzelnen Familie. Die Familie im Allgemeinen ist ein Baustein des Systems, der zwar in seiner abstrakten Funktionalität verstanden und auch entwickelt werden soll. Das betrifft aber stets alle Familien in ihrer Gesamtheit und diesbezüglich wird die Transparenz natürlich nicht eingeschränkt, sondern weiter gefordert. Aber jede einzelne, konkrete Familie wird vor Transparenz so gut wie möglich geschützt.

In Bezug auf die Entwicklung ist Transparenz förderlich, weil sie die Voraussetzungen jeglicher Entwicklung verbessert. Denn: Je durchsichtiger ein System ist, desto besser kann ein Mensch es verstehen. Das Verstehen des Systems ist die Voraussetzung für die Weiterentwicklung.

Insofern ist bei jeder Entwicklung stets auf Transparenz oder mehr Transparenz des Gesellschaftssystems und all seiner Teilsysteme zu achten. Transparenz fördert die weitere Entwicklung. Umgekehrt ist allerdings auch eine Entwicklung der Menschen erforderlich, zum einen, um die Notwendigkeit von Transparenz zu erkennen und zum anderen, um transparente Prozesse und Systeme zu konzipieren und zu realisieren.

Bezogen auf die Beständigkeit ist offensichtlich, dass Offenheit und Verständlichkeit die Beständigkeit eines Systems fördern. Fehler lassen sich leichter erkennen und beseitigen, und damit wird die Stabilität direkt gefördert. Umgekehrt stützt ein beständiges System die Transparenz. Schließlich entsteht Transparenz nicht von allein. Sie muss bewusst geschaffen werden. Wenn ein System sich langsam und kontinuierlich als beständiges System weiterentwickelt, kann die Transparenz mit weiterentwickelt werden. Bei schlagartigen Umbrüchen hingegen verändert sich viel und die Transparenz geht dabei höchstwahrscheinlich zunächst einmal verloren. In der Regel geht es nach einem Umbruch zunächst darum, Prozesse überhaupt wieder zum Funktionieren zu bringen. Erst wenn alle wichtigen Prozesse insgesamt wieder zufriedenstellend funktionieren, kann man für eine Beachtung der Transparenz sorgen. Man erkennt an dieser Stelle noch einmal den hohen Wert der Beständigkeit.

Bezogen auf die Wahrhaftigkeit ist die Transparenz auch eine hilfreiche bis notwendige Eigenschaft. Nur wenn Transparenz herrscht, lässt sich Wahrhaftigkeit von Lügen oder Falschaussagen unterscheiden. Je größer die Transparenz, desto schwieriger sind Lügen durchzuhalten und ohne eine Liebe zur Wahrheit wird Transparenz nie entstehen können.

Freiheit und Transparenz fördern sich gegenseitig. Unsere Konsensregeln werden deutlich verständlicher und damit für die Mehrheit der Menschen wesentlich transparenter sein, als es die Befehle der Obrigkeit je waren, die uns nur mit Hilfe des Rechtstaates erreichten. Wenn wir in allen öffentlichen Angelegenheiten Transparenz walten lassen, können wir die Freiheit schneller, sicherer und zuverlässiger weiterentwickeln. Weil wir dabei, dank der Transparenz, leichter auf einem besser abgesicherten Erkenntnisstand aufbauen können.

Solidarität

Unter Solidarität wird hier die Verbundenheit der Menschen verstanden, die sich gegenseitig unterstützen und helfen. Sie drückt in etwa das aus, was man auch Brüderlichkeit nennt, und überträgt so ein gewisses Maß an Zusammenhalt und Ausgleich auf die gesellschaftliche Ebene.

Unterstützen und Helfen sind Tätigkeiten, die wesentlich zur Beständigkeit und zur Entwicklung eines Systems beitragen. Beide Tätigkeiten waren Grundlage der Zweckgemeinschaft zwischen „starken“ und „schwachen“ Menschen, die wir aus Teil eins des Buchs kennen. Hier entwickelte sich eine erste Form von Solidarität, die Basis des Zivilisationspakts wurde. Diese hat sich in der Folge auf Basis des durch Geld geschaffenen zivilisatorischen Ökosystems, also im Rahmen der zivilisatorischen Evolution, durchgesetzt und ist noch heute bei den Menschen weit verbreitet. Der Ausgleich zwischen unterstützender und unterstützter Einheit stabilisiert das System und verleiht den Menschen ihre Würde.

Innerhalb von Familien ist Solidarität in der Regel selbstverständlich. Sie sinnvoll und geschickt möglichst umfassend auf die gesamte Gesellschaft auszudehnen, ist eine der wichtigsten Aufgaben eines gerechten und an den Menschen sowie der Menschenwürde ausgerichteten Gesellschaftssystems. Hilfsbereitschaft ist eine der wichtigsten und evolutionär bedingt eine der befriedigendsten menschlichen Handlungsweisen. Systeme, in denen ein hohes Maß an praktizierter Hilfsbereitschaft existiert, werden als besonders lebenswert empfunden.

Betrachtet man die Solidarität bezogen auf den oben genannten Wertekanon, erkennt man schnell: Solidarität benötigt Transparenz und Wahrhaftigkeit, um ihre positiven Effekte zu erzielen. Ohne Transparenz und Wahrhaftigkeit lässt sich Hilfsbedürftigkeit nicht erkennen. Und ohne Transparenz und Wahrhaftigkeit bei der Hilfeleistung kann sich eine Befriedigung auf der Seite der Helfenden und auf der Seite derer, denen geholfen wird, nicht einstellen.

Freiwillig geleistete Hilfe, gerade wenn sie durch Transparenz gut wahrgenommen wird, hat einen ausgesprochen befriedigenden Effekt und verstärkt die Würde des Hilfe Gewährenden. Diese Befriedigung, wenn die Hilfe von Herzen kommt, reicht oft als Gegenleistung aus. Darüberhinausgehende, z.B. materielle Gegenleistungen sind deshalb oft gar nicht mehr nötig. Aber das ist ein Thema für ein eigenes Buch.

Die Solidarität gibt aber auch dem Hilfeempfänger Würde, weil er als würdig ausgewählt wurde, die ihm freiwillig geleistete Hilfe zu empfangen. So leistet gelebte Solidarität einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Menschen.

Erzwungene Hilfe verhindert diesen positiven Effekt, und erzwungene Hilfe lässt alle würdelos zurück. So, wie das bei einer Solidarität über Steuergelder der Fall ist. Ohne Freiheit wird Solidarität stark behindert. Eine Obrigkeit, die meint, sie könne Solidarität mit Gesetzen befehlen, entlarvt sich als eine Obrigkeit, die ihre Macht missbraucht. Denn sie stiehlt von den Gebenden, um dafür den Dank der Nehmenden selbst zu kassieren. Nur, ohne die Verbundenheit zwischen den Menschen kann Solidarität sich nicht entfalten. Geld ist ein Medium, um zu bezahlen. Aber Solidarität ist eben sehr viel mehr als nur eine Bereitstellung von Geld. Es ist die zwischenmenschliche Verbindung, die entsteht, wenn Menschen zusammenkommen.

Die Solidarität fördert auch Transparenz und Wahrhaftigkeit, weil aus der Zusammengehörigkeit ein gleichgerichtetes, gemeinsames Interesse an Wahrhaftigkeit und Transparenz entsteht.

Natürlich fördert die Solidarität auch die Beständigkeit. Denn Solidarität gibt den beteiligten Menschen Macht. Wenn die Macht direkt bei den Menschen liegt, ist das System besonders beständig. 

Durch Hilfsbereitschaft und Ausgleich kann die Gruppe mehr lernen, sich so besser entwickeln, würdevoller sein und mächtiger werden als dies ohne Solidarität der Fall wäre.

Gleichheit

Unter Gleichheit wird das Maß der Übereinstimmung im Gegensatz zur Vielfalt verstanden, welche die breite Verteilung von Unterschieden beschreibt.

Beides folgt dem Vergleichen, was stets eine Folge von Transparenz ist. Gute Ergebnisse beim Vergleichen wird man nur erzielen, wenn man sich dabei von Wahrhaftigkeit leiten lässt und bei dem Gegenstand des Vergleichs ein Höchstmaß an Transparenz herrscht.

Gleichheit und Vielfalt sind beide gleichermaßen kritische Maßstäbe. Sie werden sehr oft falsch verstanden und mangels Wahrhaftigkeit noch häufiger aktiv missbraucht. Die Anwendungsbereiche von Vergleichen müssen genau betrachtet werden. Längst nicht alle Bereiche sind geeignet für Vergleiche und deshalb ist es so wichtig, den Wert der Gleichheit und der Vielfalt stets genauer zu betrachten und zu definieren, wo man eine Gleichheit und wo man eine Vielfalt anstrebt, wo oder wann das nicht der Fall ist und warum das nicht der Fall ist bzw. sein kann.

Die Gleichheit, die man bei der Beurteilung eines Gemeinwesens fordern muss und kann, ist die systematische Gleichheit unter Berücksichtigung der naturgegebenen Vielfalt. Man kann nicht im System Dinge gleich machen, die man in der realen Welt faktisch ungleich vorfindet. So existiert ein biologischer Unterschied zwischen Mann und Frau, der sich nicht nur auf das Gebären von Kindern beschränkt, sondern durchaus auch den Aufbau des Gehirns einschließt. Außerdem ist der Erfahrungsschatz von alten Menschen in der Regel umfangreicher als der von jungen Menschen. Wobei in beiden Varianten immer wieder Einzelfälle gegen die dargestellten Unterschiede sprechen.

Wenn man den Menschen im Rahmen des Gesellschafts­systems betrachtet, dann sollte diese Betrachtung von der strukturellen Gleichheit aller Menschen ausgehen und sie in ihrer persönlichen und biologischen Vielfalt schätzen und respektieren.

Die Gleichheit verbietet eine Unterteilung von Menschen in Obrigkeit und Untertanen. Diese strukturelle Ungleichheit ist durch nichts zu rechtfertigen.

Gerechtigkeit

Gleichheit bedeutet Gerechtigkeit, wenn bei jeweils gleichen Voraussetzungen gleiche Beurteilungen zu gleichen (Be‑)Handlungen und ungleiche Beurteilungen zu ungleichen (Be‑)Handlungen führen.

Es gibt aber kein Recht auf vollständige individuelle Gleichheit. Dieses Recht lässt sich durch nichts begründen, solange die Menschen biologisch verschieden sind und ihre Anstrengungen unterschiedlich ausfallen. Was man jedoch von einem System erwarten kann, ist eine strukturelle Gleichheit, eine strukturelle Gleichbehandlung und eine strukturelle Chancengleichheit.

Die Gleichheit sorgt mittels des Vergleichens für eine Anwendung der Erkenntnisse aus Transparenz und Wahrhaftigkeit. Bezogen auf den Umfang und die Ziele des Vergleichens mangelt es aber sehr häufig an Transparenz. Wenn man Gleichheit als Wert angibt, muss man klar festlegen, wo und was verglichen werden soll und wo und was nicht. Diese Festlegungen müssen begründet sein, genauso wie die Maßstäbe, die man anlegen möchte, um beim Vergleichen zu Ergebnissen zu kommen. Eine konsistente öffentliche Dokumentation der Vergleichsmaßstäbe sollte als Grundlage jeder Gesellschaft unerlässlich sein. Nur wenn man alle Kriterien und die jeweiligen Maßstäbe vollständig dokumentiert hat, lassen sie sich auch jederzeit richtig anwenden. Denn zum einen werden zu oft Dinge miteinander verglichen, die nicht vergleichbar sind, also Äpfel mit Birnen, und zum anderen werden zu gerne Vergleiche nur dort durchgeführt, wo die Ergebnisse angenehm ausfallen. Vergleiche oder Teilaspekte von Vergleichen, bei denen die Ergebnisse nicht nach Wunsch ausfallen (würden), werden erst gar nicht durchgeführt. Und damit werden Vergleiche manipulativ eingesetzt. Eine Dokumentation der Maßstäbe muss für eine Vollständigkeit und Reproduzierbarkeit beim Vergleichen sorgen.

Nur wenn Transparenz und Wahrhaftigkeit als Werte berücksichtigt werden, lassen sich Vergleiche und damit Gleichheit sinnvoll ausgestalten. Umgekehrt sind Transparenz und Wahrhaftigkeit ohne eine Festlegung von Vergleichsmaßstäben gar nicht denkbar. Es ist offensichtlich, dass starke Ungleichgewichte den Bestand von Gesellschaftssystemen gefährden und auch die Entwicklung der Menschen hemmen.

Das Vermindern von Ungleichheit ist Ziel der Solidarität, und bezogen auf die Selbstverantwortung ist die Gleichheit, wie wir gleich sehen werden, auch ein förderlicher Maßstab.

Freiheit und Selbstbestimmung sind nur möglich, wenn alle Menschen stets gleichwertig sind. Deshalb ist die strukturelle Gleichheit aller Menschen bei einer biologischen und sonstigen Vielfalt eine Grundlage essenzielle Voraussetzung der Freiheit.

Verantwortlichkeit

Verantwortlichkeit wird als Bereitschaft und Pflicht verstanden, Verantwortung für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Verantwortlichkeit gibt es sowohl auf persönlicher Ebene als auch im Bereich des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Verantwortung kann es nur geben, wenn Freiheit gewährleistet ist.

Die Selbstregierung fordert von jedem einzelnen Menschen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Unter Verantwortlichkeit und Selbstverantwortung bezeichnen wir hier das Bekenntnis, die Konsequenzen für das eigene Handeln, Reden oder Unterlassen zu übernehmen. Selbstverantwortung erlaubt es nicht, das eigene Reden, Handeln oder Unterlassen zu leugnen oder sich dabei auf Zwänge oder Befehle zu berufen. Jeder Mensch ist dazu aufgefordert, so viel Selbstverantwortung wie möglich zu übernehmen. Selbstverantwortung wird bezogen auf die Vergangenheit genutzt, um Leistungen, natürlich auch Fehlleistungen, zuordenbar zu machen.

Selbstverantwortung für alle ist keine Notwendigkeit für das Zusammenleben, wie beispielsweise die Wahrhaftigkeit es ist. Gerade auf die Zukunft bezogen ist es deutlich günstiger, bei der Selbstverantwortung die Chancen zu betrachten. Jede Pflicht und jeder Zwang wird als Einschränkung verstanden, und Werte haben die Aufgabe, Maßstäbe zu liefern, um das Denken, Reden, Handeln und Unterlassen von Menschen sinnvoll zu beschränken. Selbstverpflichtungen begrenzen die individuelle Freiheit, um so die gemeinsame (und damit im Endeffekt auch wieder die individuelle) Freiheit zu vergrößern. Bezogen auf die bisherigen sieben Werte ist die persönliche Unterordnung als zwingend anzusehen. Bezogen auf die Verantwortlichkeit ist eine Unterordnung oder Verpflichtung zur Selbstverantwortung sogar unmöglich. Nicht jeder Mensch hat zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Fähigkeit, für sein Handeln Verantwortung zu übernehmen. Es kann durchaus notwendig oder sinnvoll und verantwortbar sein, sich freiwillig oder wegen fehlendem Wissen bzw. wegen fehlender Fähigkeiten der Verantwortung anderer zu unterstellen. Die Fähigkeit zur Selbstverantwortung und deren tatsächliche Übernahme sollte angestrebt werden, wie dies bei den anderen Werten auch der Fall ist, aber sie ist nicht in jedem Fall notwendig. Wer freiwillig nur folgt, kann in diesen Bereichen von der Pflicht zur Selbstverantwortung befreit werden. Wer glaubt, Führungsaufgaben übernehmen zu können, für den ist die Übernahme von Verantwortlichkeit hingegen zwingend.

Selbstverantwortung wird als Eigenverantwortung häufig als Gegensatz zur Solidarität gesehen und benutzt. In diesem Zusammenhang wird auch stets die Pflicht zur Selbstverantwortung betont. Mit einer Pflicht zur Selbstverantwortung wird selbige gegen die Solidarität ausgespielt. Damit werden künstliche Gegensätze erzeugt, die niemandem weiterhelfen. Man braucht sowohl Solidarität als auch Eigenverantwortung. Die Solidarität setzt dort ein, wo die Eigenverantwortlichkeit an ihre Grenzen stößt. Umgekehrt darf die Solidarität nur dann in Anspruch genommen werden, wenn Eigenverantwortung wirklich nicht (mehr) möglich ist.

Die Selbstverantwortung steht in enger Beziehung zur Würde des Menschen. Ein Mensch, der seiner Selbstverantwortung gerecht wird, verdient sich die Würdigung seiner Reden und seines Handelns. Wenn ein Mensch sein Reden und Handeln aus seiner eigenen Freiheit ableitet und sich nicht auf Zwänge oder Befehle zurückzieht, kann dieses positiv bewertet oder gewürdigt werden. Dann hat man einen „würdigen Menschen“ vor sich. Wer möchte nicht gewürdigt werden oder im Gegenzug dann ohne einen Zuwachs an Würde sein?

Wie wertvoll die Selbstverantwortung ist, versteht man erst, wenn man ihr Gegenteil, die Fremdverantwortung, betrachtet. Kleinkinder, Pflegebedürftige oder Haus- bzw. Zootiere sind heute zum Beispiel einer weitgehenden Fremdverantwortung unterworfen. Sie haben nicht einmal die Möglichkeit, für die eigene Nahrung zu sorgen. Aber auch Patienten in der Psychiatrie oder in der Intensivmedizin sind einer weitgehenden Fremdverantwortung unterworfen. Durch diesen Vergleich wird klar, wie schön es ist, Möglichkeit zur Selbstverantwortung zu haben. Man erkennt, welche Möglichkeiten einem im Gegenzug zur Fremdverantwortung offenstehen.

Man hat die Chance, sich weiterzuentwickeln. Man kann etwas lernen. Man kann helfen. Bleibt die Frage, ob und warum man das tut oder eventuell nicht tut. Jedes Stück an Eigenverantwortung, das man erobert, ist ein persönlicher Gewinn. Leider wird das häufig nicht so verstanden, geschweige denn so vermittelt.

Besonders schön ist es, wenn man aus der Selbstverantwortung heraus auch noch Verantwortung für andere übernimmt. Die positiven Aspekte sind unbeschreib­lich. Bei Kindern ist dies besonders der Fall, aber auch bei Haustieren und natürlich auch bei erwachsenen Menschen. Gerade im Zusammenhang mit Solidarität entfaltet die Selbstverantwortung ihre wirkliche Kraft. Beide Werte gegeneinanderzustellen, muss auf einem Denkfehler beruhen.

Natürlich stärkt die Selbstverantwortung auch die Beständigkeit eines Systems. Transparenz und Wahrhaftigkeit profitieren ebenfalls enorm vom Wert der Selbstverantwortung. Man kann sogar sagen, Transparenz und Wahrhaftigkeit entstehen geradezu aus wahrgenommener Selbstverantwortung. Umgekehrt kann sich Selbstverantwortung ohne Transparenz und Wahrhaftigkeit nur schlecht entwickeln. Nur wenn die Beiträge des Einzelnen zur Gesamtleistung verständlich sind, kann man selbst erkennen, ob sie als „gerade ausreichend“ oder vielleicht sogar als „hervorragend“ zu bezeichnen sind.

Auch für die Gleichheit hat die Selbstverantwortung große Bedeutung. Kann man doch aus Selbstverantwortung heraus Verzicht üben und so für den Ausgleich von Ungleichheit sorgen.

Selbstverantwortung ist die Grundlage unserer Freiheit. Denn den zwischen allen Menschen vereinbarten Konsens kann jeder einzelne Mensch nur dann einhalten, wenn er für sich selbst, d.h. für sein Denken, Reden und Handeln, die Verantwortung übernimmt. Das hat in der Folge Auswirkungen auch für das Wirtschaften. Denn ohne eine Unterwerfung und die Pflicht zur Einhaltung von Verträgen sowie die Vollstreckbarkeit von Schulden kann keine sinnvoll wirtschaftende Gesellschaft entstehen. Das Eigentum als Sicherheit sowie die Vollstreckbarkeit des Eigentums sind die Voraussetzungen für die Vergabe von Krediten. Nur über Kredite kann Produktion oder Handel vorfinanziert werden. Deshalb gehört ein Bekenntnis zur Einhaltung von Verträgen mit allen Konsequenzen zur Selbstverantwortung unbedingt dazu. Und damit garantiert die gelebte Selbstverantwortung unsere Freiheit.

Sparsamkeit

Jede Form von Leben benötigt Ressourcen. Ressourcen sind aber immer begrenzt und fast immer sogar knapp, also zu wenig vorhanden. Im privaten Bereich kann jeder Mensch die von ihm erwirtschafteten Ressourcen beliebig einsetzen und Sparsamkeit ist kein Wert, der in diesem rein privaten Bereich zwingend zur Anwendung kommen muss. Sparsamkeit ist aber ein zwingender Maßstab, wenn es um natürliche, begrenzte Ressourcen wie z.B. Energie aus Kohlenwasserstoffen geht. Sparsamkeit ist ein Teil des Umweltschutzes.

Sparsamkeit ist immer dann ein sehr wichtiger Maßstab, wenn im Rahmen von „Regieren“ oder „Führen“ fremde Ressourcen zum Einsatz kommen. Sparsamkeit bedeutet nicht, dass nur billigste Lösungen gewählt werden sollten. Sparsamkeit zielt auf den besonders geringen Ressourceneinsatz auf Sicht der (Lebens-)Dauer von Handlungen, Aufgaben, Projekten oder Investitionen ab. Nicht die kurzfristige, sondern die langfristige Sparsamkeit sollte das Ziel sein.

Einfachheit

Einfachheit ist ein Wert an sich, denn er impliziert Verständlichkeit und fördert Transparenz. Strukturen und Regelungen, die Teil jedes Zusammenlebens sind, sollten so einfach wie möglich sein. Dabei ist es oft in der Praxis deutlich schwieriger und aufwendiger, einfache Lösungen zu finden und zu implementieren, als komplexe Lösungen. Die bewusste Suche nach einfachen Regelungen erfordert den Einsatz von zusätzlichen Ressourcen und steht somit der Sparsamkeit entgegen.

Aber wir können und werden an unseren Konsensregeln erkennen, wie positiv deren Einfachheit sich von den komplizierten Vorschriften der Obrigkeit unterscheiden. So werden die Konsensregelungen viel mehr Menschen einen Zugang zur gemeinsamen Gestaltung unseres Zusammenlebens geben. Wo früher nur Juristen in der Lage waren, Vorschriften zu erlassen und deren Einhaltung zu prüfen, können Konsensregeln auf allen Ebenen und von jeglichen menschlichen Gemeinschaften leicht selbst formuliert, verabschiedet und angenommen werden. So kann jede noch so kleine Gemeinschaft sich ihre kleine, ganz eigene Freiheit schaffen.

Wie soll man messen?

Wenn man diese Werte anwendet, soll das nicht dogmatisch passieren. Insbesondere dann, wenn man bei Wertekonflikten selbige gegeneinander abwägen muss, darf das nicht rein formal passieren. Wir brauchen noch einen Wert für die Art und Weise, in der man Bewertungen und Abwägungen vornimmt.

Die Werte müssen

  • mit positivem Engagement,
  • mit ehrlicher Bereitschaft, das beste Ergebnis zu finden,
  • mit Hingabe für die zu messende Angelegenheit und
  • unter Selbstaufgabe eigener Interessen

beurteilt und abgewogen werden. Manche Menschen würden sagen, es sollte „mit Liebe“ abgewogen werden. Wir brauchen jedoch kein weiteres Esoterik-Buch, sondern einen praktischen Leitfaden dafür, wie wir das wichtigste Ziel menschlicher Entwicklung erreichen können. Und da würde „Liebe“ als Maßstab zur Vermeidung von Missverständnissen auf zu viel Ablehnung stoßen. Deshalb benennen wir es etwas präziser als „engagierte, gutwillige Fürsorglichkeit“

Alle Werte sollten mit engagierter, gutwilliger Fürsorglichkeit angewendet werden, niemals aber dogmatisch oder im Sinne einzelner Worte. Das demokratische Zwangssystem namens „Rechtsstaat“ hat die Worte in Vorschriften zum Gegenstand einer Pseudogerechtigkeit gemacht. Das ist völliger Unsinn und steht unserer menschlichen Entwicklung diametral entgegen. Engagiertes, gutwilliges, fürsorgliches Denken, Reden und Handeln soll das Ziel aller menschlichen Entwicklung sein. Die Konsensregeln werden uns dabei helfen, die sehr formale Denkweise des Rechtsstaats wieder aufzugeben. Denn anders als die Vorschriften einer Obrigkeit, die immer in befehlenden Worten daherkommen, spiegeln Konsensregeln unsere er- und gelebte Realität sowie unsere persönlichen Wünsche und Überzeugungen wider. Das wird unser menschliches Miteinander deutlich verbessern, weil wir persönlich einbezogen sind und uns nicht als Objekte in einer formellen Befehlssprache der Obrigkeit wiederfinden. Bei jeglichen Bewertungen sind alle universellen Werte dafür Maßstab und Ziel zugleich. Besonders trifft das jedoch auf die Entwicklung zu. Ziel muss es sein, alle Menschen dazu zu befähigen, engagiert, voll guten Willens und fürsorglich zu sein. Wenn wir das erreicht haben, haben wir das Paradies auf Erden.

Wir müssen also alle Werte stets mit dem Ziel engagierter, gutwilliger Fürsorglichkeit anwenden und wir müssen ständig bestrebt sein, unser Engagement, unseren guten Willen und unsere Fürsorgekraft zu stärken. Das gilt auf allen Ebenen: in der Familie, in der regionalen Gemeinschaft, weltweit und es beginnt bei sich selbst. Wenn ich nicht die Selbstverantwortung für mein eigenes Engagement, meinen eigenen guten Willen und meine eigene Fürsorglichkeit übernehme, dann kann ich für die Gemeinschaft gar nichts erreichen. Und ich kann auch für mich keine weitere Entwicklung erreichen.

An dieser Stelle können wir erkennen, dass die ersten menschlichen Gesellschaften, das Zweckbündnis aus den „starken“ und den „schwachen“ Menschen, bereits auf diesem Prinzip, der engagierten, gutwilligen Fürsorglichkeit beruhten. Die Gutwilligkeit war die wechselseitige Akzeptanz, aus der heraus beide Seiten erkannten, dass sie einander brauchen und sich wechselseitig ergänzen können. Wenn jede Seite, die „Starken“ und die „Schwachen“, ihre jeweiligen Verpflichtungen mit Engagement und Fürsorglichkeit erfüllten, entwickelte sich die Gesellschaft positiv und hatte Bestand. Wenn jedoch, was häufig vorkam, die Obrigkeit ihre Fürsorglichkeit vergaß und ihr Engagement nur auslebte, um den Untertanen ihren Willen aufzuzwingen, dann mussten die Gesellschaften untergehen.

Fazit zu den Werten

Mit der Gesamtheit dieser Werte haben wir den Entwurf für einen Ordnungsrahmen gefunden, der es uns erlaubt, ein moralisch einwandfreies System zu konstruieren, das an dem Wohl der Menschen ausgerichtet ist und ihrer weiteren Entwicklung dient. Ganz unabhängig davon, ob wir diese Werte noch einmal etwas ändern oder nicht.

Haben wir die Latte mit so anspruchsvollen Werten nicht zu hoch angelegt? Kann das überhaupt funktionieren? Finden wir ein System, das mit solchen Werten funktionieren kann?

Ich hoffe, im folgenden Kapitel die Grundlage für ein System aufzuzeigen, das solche Werte braucht und nutzen kann, weil wir die bisherigen egoistischen Interessen der Obrigkeit durch etwas anderes ersetzen müssen. Und dafür scheinen mir die universellen Werte notwendig zu sein.

Denn nur wenn wir es jetzt schaffen, ein glaubwürdiges, alternatives System vorzustellen, dann können wir uns selbst endlich von der Obrigkeit mit ihrer Demokratie und den Witzfiguren an der Spitze befreien. Wir können Freie werden.