⚠ Warum wir in Lebensgefahr sind

Der hier dargestellte Text stammt aus dem Buch „Untergang oder Freiheit – Wir haben keine Wahl!“. Zunächst die verwendete Definition von Autonomie (Seite 202) und danach folgt als Erklärung ein Ausschnitt (Seite 241ff), warum der Verlust selbiger Autonomie so gravierende Folgen haben kann.

Autonomie im Sinne des Autors

               (Zivilisations-Theorie Teil 11, Gesellschafts-Theorie Teil 35)
Lebewesen sind autonom, wenn sie ihre Lebensgrundlagen angstfrei beherrschen und dauerhaft lernbereit sind, um ihre Autonomie zu verteidigen. Beherrschen bedeutet dabei: Sie wissen, welches ihre Lebensgrundlagen sind. Sie können ihre Lebensgrundlage dauerhaft sichern, sie planen ihr Leben vorausschauend und sie sind geübt im Überlebenskampf in einer freien Umgebung, die ihre Lebensgrundlage jederzeit bedrohen kann.

Der Verlust der Autonomie lässt sich an Zahlen ablesen

Wie groß ist die Stadtbevölkerung heute und wie hat sie sich über die letzten beiden Jahrhunderte entwickelt? Wikipedia stellt es gut dar und ich zitiere hier ohne weiteren Zusammenhang aus dem Beitrag zur Urbanisierung:

Um 1800 lebten nur etwa 25 Prozent der deutschen Bevölkerung in Städten und rund 75 Prozent auf dem Land.

Seit dem Jahr 2007 wohnt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, während 1950 noch 70 Prozent auf dem Land lebten. Nach Prognosen der UNO wird der weltweite Anteil der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60 Prozent steigen und im Jahr 2050 rund 70 Prozent erreichen. Weltweit gibt es über 63 Städte mit mehr als drei Millionen Einwohnern.

Der Urbanisierungsgrad in den USA ist von 2001 bis 2011 von 79,4 auf 82,4 Prozent angestiegen.

In China hat in den letzten Jahrzehnten ein rapider Urbanisierungsprozess stattgefunden, der sich fortsetzen wird und, zentral geplant, sogar noch beschleunigen soll. 1980 lebten etwa 20 Prozent der Chinesen in Städten, 2001 waren es 37,7 Prozent, 2012 bereits 52,6 Prozent, und 2025 sollen es 70 Prozent sein, also mehr als 900 Millionen Menschen. China hat allein in den Jahren 2010 bis 2013 so viel Beton verbaut wie die USA im gesamten zwanzigsten Jahrhundert. In den nächsten zwölf Jahren sollen 250 Millionen Menschen das Land verlassen und gezielt in Städten angesiedelt werden. Ein Fehler gigantischen Ausmaßes, der aber die Macht der kommunistischen Partei kurzfristig sehr gut stabilisieren konnte. Und ein Fehler, der die Welt gerettet hat, weil so die Nachfrage weltweit massiv gestiegen ist.

Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war es noch normal, dass man sich in den Städten noch teilweise selbst versorgen konnte. Reichten doch die Löhne oft nicht aus, um das Existenzminimum abzusichern. Also musste eine Möglichkeit bestehen, zusätzlich Lebensmittel herzustellen. Bis in die 1920er Jahre der Weimarer Republik hinein hat man, wie bei Wikipedia nachzulesen ist, bei der Entwicklung der Städte noch sehr bewusst darauf geachtet, eine wenigstens teilweise erfolgende Selbstversorgung zu ermöglichen.

Der Gartengestalter und Siedlungsplaner Leberecht Migge entwickelte während und nach dem Ersten Weltkrieg das Konzept der Selbstversorgung für jedermann. Dieses Konzept verlangt, dass jeder über ausreichend Gartenland verfügen soll, um die für die eigene Ernährung notwendigen Lebensmittel anbauen zu können.

In den 1920er Jahren wurden zudem von Siedlungsgenossenschaften und durch staatliche Wohnungsbauförderprogramme der Weimarer Republik sogenannte Selbstversorgersiedlungen mit straßenorientierten Siedlerhäusern auf großen, lang gestreckten Gartenparzellen errichtet. Ziel dieser Siedlungen war die eigenständige Produktion von Lebensmitteln auf der eigenen Parzelle innerhalb einer (klein)städtischen Siedlungsform. Anders als in den dörflichen Gemeinschaften, die noch autonom waren, ging es in der Stadt allerdings nur noch um eine bloße das Überleben unterstützende Autarkie.

Wenn man das Ganze noch etwas konkreter bezogen auf die Ernährung anschaut, dann kommt man zu folgender Entwicklung, die bei Wikipedia zum Thema Geschichte der Landwirtschaft für Deutschland dargestellt wird:

Um 1900 erzeugte ein Landwirt im deutschen Kaiserreich Nahrungsmittel für vier weitere Personen; im Vergleich dazu ernährte er 1950 in der Bundesrepublik Deutschland zehn Personen. Anfang des 21. Jahrhunderts (2004) waren es bereits 143.

Zu Zeiten der letzten Depression waren von diesem Versorgungsproblem viel weniger Menschen betroffen. Damit wird ganz klar, warum das Problem heute in den entwickelten Ländern nicht mehr zu lösen ist und warum es mit einer riesigen Welle des Verhungerns einhergehen wird. Entgegen dem, was auf verschiedenen Internet-Seiten immer wieder zu lesen ist, wird Gold dieses Mal keine wirkliche Hilfe sein. Es geht nicht mehr um die Sicherung von Vermögen. Bei der letzten Depression gab es noch einen neuen Anfang auf stark abgesenktem Schuldenniveau. Gold war damals, anders als heute, Geld. Es konnte aber nur deshalb so weiterlaufen, weil sich damals für 75 Prozent der Bevölkerung nichts Wesentliches änderte. Sie waren nach wie vor in der Lebensmittelproduktion und der Versorgung der Bevölkerung beschäftigt.

Heute würde sich für 99 Prozent der Bevölkerung alles sehr stark ändern. Denn selbst ein deutscher Bauer ist heute nicht mehr autark.

                                           (Kollaps-Theorie Teil 40) 
Noch 1950 versorgte ein Bauer zehn Menschen. Die gesamte Versorgung erfolgte über kleine Lebensmittel-Handwerksbetriebe (Fleischer, Bäcker, Gemüsehandel, Tante-Emma-Läden). Fünfundsiebzig Prozent der Menschen waren mit der lebensnotwendigen, regionalen Versorgung beschäftigt und sicherten so mit entsprechender Redundanz die regionale Autonomie.

Kann ich das für mich beurteilen?

Die Frage, die sich viele Leser, die bis hierhin durchgehalten haben, vielleicht stellen werden, lautet: Ist diese Theorie überhaupt richtig? Dafür muss man sich seine persönliche Situation in solch einer Krise vorstellen. Was werde ich kaufen, wenn mein Arbeitsplatz bereits verloren ist oder in Kürze wahrscheinlich verlorengeht und alternative Arbeitsplätze schwer bis unmöglich zu finden sein werden? Antwort: Lebensmittel und eventuell Waffen zwecks Verteidigung werden gekauft, wobei man letztere in Deutschland nur schwer bekommt. In den USA sind sie derzeit hingegen der absolute Verkaufsschlager. Zudem wird man Reparaturdienstleistungen für das kaufen wollen, was kaputt gegangen ist, sowie Zigaretten oder Alkohol, wenn man ein Suchtproblem hat. Mieten oder Hypotheken werden gezahlt, damit man das Dach über dem Kopf nicht verliert, sowie Strom und Wasser.

Einfacher gefragt: Was werden wir alles nicht (mehr) kaufen? Antwort: Kleidung, Schuhe, Autos, Möbel, Reisen, Computerprogramme, jegliche Dienstleistungen außer für Sicherheit und Reparaturen, Restaurant-Essen, Kulturveranstaltungen, Elektrogeräte (wenn nicht ein Ersatz wegen Totalausfall zwingend wäre), Immobilien in der Stadt, die meisten Bücher, Medienprodukte, Beratungsleistungen, Bankdienstleistungen, usw.

Bedenken wir, welche Folgen dieses Verhalten für die Arbeitsplätze hat, im Handel, in der Industrie, im Handwerk. Drastisch weniger Einnahmen und alle Investitionen werden zurückgestellt. Kosten gedrückt, wo es nur geht. Personal entlassen.

Wer hat mittelfristig noch Arbeit?

Fast niemand, denn in unserer Überflussgesellschaft haben wir von fast allem stets zu viel zuhause, zumindest mittelfristig. Wir könnten uns die ein oder andere Sache gönnen. Aber das Einzige, was wir zwingenderweise kurzfristig kaufen müssen, sind seit Jahrzehnten fast ausschließlich Lebensmittel. Alles andere lässt sich fast immer aufschieben, wenn nicht gerade ein Gerät wie Kühlschrank, Herd, Heizung oder Waschmaschine unreparierbar kaputt gegangen ist.

Wer glaubt, aufzeigen zu können, wo in obiger Darstellung ein Denkfehler liegt und wie man das dargestellte Krisenszenario dauerhaft vermeiden kann, ohne grundlegende Änderungen vorzunehmen, der möge es bitte öffentlich erklären. Ich würde mich sehr freuen, wenn man mir einen Fehler aufzeigen könnte, denn damit würde sich eine Chance eröffnen, den sicheren Kollaps zu vermeiden. Meine bisherige Erfahrung in Diskussionen war aber, dass hinter den vorgebrachten Gegenargumenten leider stets Wunschdenken stand.

Ich habe diese Frage immer wieder und sehr vielen Menschen gestellt. Es gab am Ende aber keine anderen Antworten als die obigen und jeder kann die Folgen unter „Weltwirtschaftskrise“ bei Wikipedia nachlesen. Während der Weltwirtschaftskrise waren 75 Prozent der Menschen in der Lebensmittelproduktion und -verteilung beschäftigt, für die dank der Unterstützung der Regierungen viele Härten abgewehrt wurden. Der Agrarsektor stand damals unter dem besonderen Schutz der Regierungen. Es wurde viel Geld für Stützungskäufe ausgegeben. Außerdem wurden Zölle verabschiedet, die den Agrarsektor schützten. Dass diese Zölle die Wirtschaftskrise insgesamt verschärft hatten, ist eine unbestrittene Tatsache.

                                           (Kollaps-Theorie Teil 41) 
Während der beiden letzten schwersten Wirtschaftskrisen 1922 und 1930 waren in Deutschland 75 Prozent der Bevölkerung nicht betroffen, weil sie in lebensnotwendigen Bereichen tätig waren. Dieses Mal werden aufgrund der fehlenden Autonomie 99 Prozent der Bevölkerung von starken Veränderungen betroffen sein. Das kann auch ein noch so gut organisierter Staat mit einer Zwangsbewirtschaftung nicht kompensieren.

Die historische Arbeitslosigkeit zu Zeiten der großen Depression lag bei zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent. Dieses Mal wird sie auf über achtzig Prozent ansteigen, weil die über Jahrhunderte entwickelte Spezialisierung auf bestimmte Berufsgruppen sich erübrigt. Fast alle Spezialisten werden mit dem Wintereinbruch nicht mehr benötigt oder zumindest vorübergehend einfach unbezahlbar. Überleben werden nur Generalisten auf dem Land, die weitgehend unabhängig von jeglicher externen Versorgung durch Spezialisten sind.

                                           (Kollaps-Theorie Teil 42) 
Weil die Menschen ihre Lebensgrundlagen nicht mehr beherrschen und auf eine funktionierende Gesellschaft angewiesen sind, wird bei einem Kollaps der Geld-Funktionalität die Arbeitslosigkeit die Neunzig-Prozent-Marke übersteigen und die Lebensmittelproduktion wird kollabieren, weil auch die Bauern nicht mehr autark arbeiten können.

Bisherige Hochkulturen sind alle in vergleichbarer Weise untergegangen

Als weiteres Argument, das unsere Thesen stützt, möchte ich den Untergang der Maya-Kultur anführen. Die Historiker haben ermittelt, dass die Maya ihre Städte kurz vor dem Untergang urplötzlich verlassen hatten, wobei der Adel zuerst geflohen war. Die These von der Klimaveränderung ist lange vom Tisch. Stattdessen wird nun eine politische Rivalität vermutet. Der Grund hierfür wird wiederum im Zusammenbruch der beiden großen Machtzentren gesehen. Die kleineren Städte konnten sich besser halten. Und die Flucht des Adels wird mit Rivalitäten untereinander begründet. Ich behaupte, auch bei den Maya ist eine deflationäre Abwärtsspirale eingetreten. Es könnte durchaus zu Revolutionen gegen die obersten Machthaber gekommen sein. Aber ohne deflationäre Abwärtsspirale hätte ein neuer Herrscher übernehmen können. Genau das ist jedoch nicht passiert. Auch waren eben gerade die größten und mächtigsten Städte als erste und am stärksten betroffen. Dort, wo die Verstädterung am stärksten ist, sind Abwärtsspiralen am schlimmsten. Die verbliebenen Adligen merkten schnell, dass in der Stadt etwas Grundsätzliches nicht mehr stimmte. Und sie hatten die wirtschaftliche Möglichkeit, schnell umzusiedeln. Die Mehrheit der normalen Untertanen braucht dagegen immer deutlich länger. Vom Verlassen der Hauptstädte profitierten zunächst die umliegenden Städte, als sie die Flüchtenden aufnahmen. Das führte dort in der Folge zu einem kurzen Aufschwung, weil die Flüchtlinge untergebracht werden mussten. Solch ein Aufschwung fällt dann aber nach kurzer Zeit ebenfalls in einer deflationären Abwärtsspirale zusammen. Wer möchte, kann die Details prüfen.

Auch der Untergang von Caral und weiterer Kulturen in Südamerika lässt sich so erklären, wie wir das hier gelernt haben. Caral liegt im Zentrum von Peru im Tal des Rio Supe und war im dritten Jahrtausend vor Christus ein großes städtisches Zentrum, das Fernhandel über die Anden hinweg betrieb. Auch hier wurden die Städte wegen eines plötzlich auftretenden Nahrungsmangels geräumt. Es ist schwer vorstellbar, aber in einer arbeitsteiligen Gesellschaft werden Menschen von Dritten nur ernährt, wenn sie dafür bezahlen. Alternativ kann jede Familie sich selbst mit Nahrung versorgen. Wenn den Menschen dafür die Möglichkeiten fehlen, werden sie verhungern. Selbst die Städte in Panik zu verlassen, wird dann nichts mehr nützen, weil einfach die Betriebsmittel und das Wissen fehlen.

                                           (Kollaps-Theorie Teil 43) 
Auch die Maya und Caral sind mit plötzlich auftretendem Nahrungsmangel, verbunden mit einer Stadtflucht, untergegangen. Genauso wird auch unsere Zivilisation untergehen, wenn wir nicht sofort anfangen gegenzusteuern.

Noch ein Hinweis auf die Richtigkeit unserer Theorie sind die Auswirkungen der Corona-Krise auf indische Städte. Hier erleben wir bislang zwar noch keine generelle deflationäre Abwärtsspirale, in Teilgebieten aber sehr wohl. Dort hat die Flucht aus der Stadt bereits eingesetzt. Die Tagelöhner, die in der Stadt keine Arbeit mehr finden, verlassen ihre Slums zu Tausenden und suchen ihr Heil in der alten Heimat auf dem Land. Oft verhungern sie jedoch, bevor sie dort überhaupt ankommen. Denn in den Slums können sie keine Lebensmittel produzieren. Auf dem Land, wo sie herkamen, ging das sehr wohl. Deshalb wollen sie unbedingt dorthin zurückkehren.

Die in den Slums lebenden Inder sind Überlebenskünstler aus Stahl. Wir Deutschen sind dagegen aus Papier, die Stärkeren von uns vielleicht aus Pappe. Unter den Lebensbedingungen der Slum-Bewohner würde kein Deutscher länger als zwei Wochen überleben. Wenn diese Menschen aus den Städten flüchten und verhungern, dann sollte uns das eine ernste Warnung sein. Noch hat die deflationäre Abwärtsspirale die Slums nicht verlassen. Das kann jedoch ganz schnell passieren. Auch diese Fakten lassen sich prüfen. Und die meisten Deutschen hätten nicht einmal mehr einen Ort, an den sie überhaupt zurückkehren könnten.

Deutschland ist gegen eine Abwärtsspirale keinesfalls besser gewappnet.